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Mit Schwingung zu perfekten Bauteilen

Hidden Champions - so werden jene Unternehmen genannt, die etwas Außergewöhnliches und Spezifisches herstellen, das auf den ersten Blick für die breite Masse kaum relevant erscheint. Doch genau in diesen Geschichten, Erlebnissen und Erkenntnissen liegt ihre Faszination. Es eröffnet uns die Möglichkeit, einen Blick hinter die Kulissen zu werfen und von ihrem Erfolg zu lernen. Ein bemerkenswertes Beispiel für einen solchen Hidden Champion ist das Unternehmen Polytec aus Waldbronn bei Karlsruhe, das sich auf optische Messtechnik, u.a zur Analyse von Schwingungen und zur Beurteilung von Oberflächen spezialisiert hat. In einem exklusiven Gespräch mit Dr. Heinrich Steger und Dipl.-Ing. Markus Heilig, Vertretern des strategischen Marketings und des Product Managements bei Polytec, haben wir spannende Einblicke in ihre innovative Technologie erhalten.

 

Polytec löst ein spezielles Problem für die Herstellung von mikro-mechanischen Sensoren, sogenannten MEMS (Micro Electro Mechanic Systems), die in vielen elektronischen Geräten eingesetzt werden. Diese winzigen Sensoren wandeln mechanische Reize in elektrische Signale um, die gemessen werden können. Bisher war es schwierig, die mechanische Funktionsfähigkeit dieser Sensoren auf Wafer-Ebene zu testen, da dies erst nach der Vereinzelung der fertigen Produkte möglich war. Polytec hat es jedoch geschafft, bereits vor der Vereinzelung präzise Messungen durchzuführen. Dies ermöglicht es den Herstellern, frühzeitig festzustellen, welche Teile gut oder schlecht sind. Dadurch können Kosten in der Weiterverarbeitung minderwertiger Teile gespart und der Herstellungsprozess besser kontrolliert werden. Kurz gesagt, das frühe Messen erspart Folgekosten und ist ein Game-Changer für die Branche.

 

Die Hersteller von MEMS und ihre Kunden wissen um die Bedeutung von frühzeitigen Messungen im Herstellungsprozess. Die Kunden drängen die Hersteller daher, in Mess- und Testtechnologie zu investieren. Polytec arbeitet eng mit den Herstellern von Wafer-Probern zusammen, automatischen Messsystemen, um eine nahtlose Integration in den Herstellungsprozess zu ermöglichen und die laufenden Kosten für die Kunden deutlich zu reduzieren. Die Anforderungen der Kunden aus den Bereichen Halbleiter, Automotive und Consumer-Industrie werden dabei gezielt berücksichtigt und umgesetzt.

 

Der Weg von Polytec zu dieser innovativen Lösung war ein langer Prozess über viele Jahre. Angefangen mit dem Messen vereinzelter Bauteile unter dem Mikroskop bis hin zur Messung auf Wafer-Ebene. Hier kommt optische Messtechnik, insbesondere Laserinterferenztechnik, zum Einsatz, die es ermöglicht, auch ohne elektrische Kontakte kleinste Bauteile präzise und schnell zu messen, ohne sie zu beschädigen.

 

Polytec nutzt alles, was die Physik bietet, von sichtbarem Licht bis in den Infrarotbereich, um selbst verkapselte Bauteile noch vermessen zu können. Dabei erlauben die Messergebnisse auch Rückschlüsse auf deren Spannungszustände, die auf einen möglichen frühen Ausfall hinweisen. Ein Prober ermöglicht das Abtasten des Wafers im Rastermuster, wodurch Messungen ohne komplexes Ein- und Ausspannen von Teilen durchgeführt werden können.

 

Die kontinuierliche Verbesserung der Technologie steht bei Polytec im Mittelpunkt, und das Unternehmen hat im Laufe der Zeit eine Lösung nach der anderen eingeführt und kombiniert. Die Schritte zur Weiterentwicklung der Technologie wurden mit Dutzenden von Herausforderungen in Design und Produktion verbunden. Dabei hat das Entwicklerteam mit jedem Schritt dazugelernt und unterstützt nun Systemintegratoren und Proberhersteller mit seinem Fachwissen bei der Umsetzung.

 

Polytecs Lösungen sind individuell und modular aufgebaut, sodass sie wie ein Baukasten zusammengestellt werden können. So werden die spezifischen Anforderungen der Kunden erfüllt, und das Unternehmen kann sich flexibel auf die Unterschiede bei den Kunden in verschiedenen Regionen einstellen. Während Kunden in Asien Wert auf Komplettlösungen legen, sind nordamerikanische Kunden eher bereit, größere Risiken einzugehen. In Europa hingegen steht die Zusammenarbeit und Mitwirkung der Kunden in der Forschung und Entwicklung im Vordergrund. Organisationen wie die Frauenhofer Institute oder Silicon Austria Labs sind das Spezifikum und eventuell genau der notwendige Vorsprung den Europa in der Halbleiter Forschung und Produktion brauchen.

 

Polytec überwindet nicht nur technische Herausforderungen, sondern erweitert auch die Grenzen der Machbarkeit. Mit dem Laserinterferometer können sie bereits jetzt sehr präzise messen und bewegen sich dabei nahe an das physikalische Limit heran. Es ist beeindruckend zu sehen, wie das Team die Grenzen immer wieder verschoben hat und auch in Zukunft an der vordersten Front von Wissenschaft und Technik stehen wird.

 

Polytec ist zweifellos ein Paradebeispiel für Hidden Champions, die mit ihrer Innovationskraft und Entschlossenheit die Welt der Messtechnik vorantreiben. Ihr Einsatz ermöglicht es, dass die Produkte, die wir täglich nutzen, immer besser, zuverlässiger und langlebiger werden. Die Firma Polytec aus Waldbronn bei Karlsruhe ist somit ein inspirierendes Beispiel dafür, wie auch scheinbar unscheinbare Unternehmen Großes bewirken können und sich als wahrhaftige Champions ihrer Branche erweisen.

 

Zu guter Letzt – wer tieferes Interesse an dem technischen Prozess hat findet unter folgendem Link zum CMM Magazin eine sehr gute, technishc detaillierte Zusammenfassung.

 

 

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